Der Leuchturm

Ich wusste es!
Sie seuftzte.
"Ich kann euch nur sagen, dass er sich in der Nähe aufhält. Wo genau kann ich nicht sagen, da er auch eine Affinität zur Erde hat. Er kann das also beeinflussen, inwieweit ich ihn verfolgen kann. Der Wind kann mir auch nicht viel mehr sagen."
Sie stockte kurz. Dann schaute sie Kiara mit einer hochgezogenen Augenbraune an.
"Denkst du wirklich ich... Naja. Ist ja auch egal. Hat bei dir eh keinen Sinn. Nur damit dus weißt: Nicht nur du magst enttäuscht worden sein. Auch ich habe schreckliches erlebt. Und Jean ist eine schlimme Erfahrung davon." Sie dachte kurz nach.
"Es gibt da noch ein Problem. Ich und er haben noch eine Prägung. Er hat also einen gewissen ´Zugang´ zu mir. Ich habe noch keinen Gefährten gefunden, mit dem ich die Prägung hätte erneuern können. Außerdem ist er ein Meistervampir. Er ist unglaublich stark und schnell und er hat euch schneller die kehle rausgerissen als ihr ´Vampir´sagen könnt. Wir müssen also taktisch vorgehen. Nicht so easy wie bei der Straßengang vor einiger Zeit." Kurz schauderte sie. "Ist der Glockenturm in der nähe?"

Der Wind sagte ihr nichts? John musste innerlich auflachen, als er Deyna das sagen hörte. Das klingt ja lächerlich. Er behielt seine Gedanken jedoch für sich.
"Ist der Glockenturm nicht irgendwo in der Nähe vom Krankenhaus. Ich meine ihn gesehen und gehört zu haben.", antwortete er bloß auf Deynas Frage. Dann holte John die Pistole, die er aus Paros Sky mitgenommen hatte, aus seinem Rucksack. Er hatte sie vollig vergessen, doch er würde sie warscheinlich später noch gebrauchen müssen. Er löste das Magazin und schaute nach wie viele Kugeln ihm noch geblieben waren. Es waren 10. Das reicht hoffentlich. Er packte die Pistole wieder in den Rucksack.

"Was willst du mit der Pistole?" sie schaute John ungläubig an.
"Du kannst ihm nichts anhaben. Die Wunden heilen in sekundenschnelle!" sagte sie.
"Selbst wenn ich ein Erdbeben oder einen Stum erzeugen würde mit meinen Affinitäten würde es ihn nicht erledigen." sie dachte nach.
Sie schaute zu Kiara und John.
"Ihr scheint mich nicht ernst zu nehmen. Aber macht ruhig einen auf Egotrip. Dann liegt ihr beide eben auch bald im Krankenhaus-aber auf der Intensiv, wenn nicht im Leichenkeller. Ich weiß, dass ihr es nicht mögt jemanden vertrauen zu müssen. Aber erstens solltet ihr das, weil es um Varron geht und zweitens, wenn ich schlimme Absichten hätte, wärt ihr beide schon längst unter der Erde. Also stellt euch nicht so an!" Diese Arroganz der beiden machte sie unglaublich wütend. Jetzt wäre Varrons Wort ganz gut, er konnte die Situation immer noch ein wenig entspannen.
Was die zwei wohl von Varron denken werden, wenn sie herausfinden, dass er kein mensch ist, zumindest nicht ganz?! Sie lächelte.
Zur Not hole ich Varron allein daraus dachte sie.

"Kiara? Weißt du wo der Glockenturm ist?"

Kiara sah Deyna skeptisch an, grinste dann genervt.
"Was bildest du dir ein so mit mir zu reden? Und woher bitte nimmst du das Recht, mir zu sagen ich sei enttäuscht oder dergleichen? Wenn du mal nachdenkst, dann stellst auch du fest, dass du mich nicht kennst also unterlass es irgendwas in das was ich sage oder tue hinein zu interpretieren!"
Sie wandt sich von ihr ab und sah in Richtung eines Gebäudes.
"Du hast Recht Tanner! Der Glockenturm ist nicht weit vom Krankenhaus weg.", meinte sie kurz und setzte sich in Bewegung.
Das Verhalten Deynas empfand sie als beleidigend und anmaßend und hatte nicht vor, weiter auf sie einzugehen.

Deyna lachte laut.
"Achso aber du darfst mich verurteilen obwohl du mich nicht kennst?"
"Das ist aber fair von dir. Wirklich." sie lächelte. "Entschuldige, dass ich einen Nerv getroffen habe. War nicht so gemeint. Aber ich habe keine Lust darauf, dass du hier einen auf Einzelgänger machst und mich ignorierst. Ich kanns auch alleine machen." Sie blieb stehen, während die anderen weiter gingen.

Was hatte dieses Mädchen für ein Problem. "Falls es dir gefällt, stelle ich mich diesem Typen auch ohne Pistole. Ich werde jedenfalls nichts unversucht lassen, deinem Freund in den Arsch zu treten." Johns Stimme bebte, wie konnte Deyna ihm so etwas unterstellen. Wie Kiara bereits gesagt hatte, kannte Deyna sie nicht. Er trat einen Schritt heran. "Und falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Momentan bist du diejenige, die einen auf Alleingang macht."
Er macht kehrt und wie so oft folgte er Kiara. Er würde sein bestes geben, mit allen Mitteln die ihm gegeben waren. Und er würde die anderen unterstützen, auch wenn er nur ein normaler Mensch war.

Sie holte ihn ein.
"Tja. Warum tu ich das wohl? Ach ja genau! Weil ich direkt verurteilt werde, nur weil ich ein Vampir bin. Und er ist nicht MEIN FREUND."
"Das war eine reine Information John. Aber bitte versuche dein Glück. Und ach ja: DU kennst mich auch nicht. Also haben wir drei was gemeinsam. Niemand kennt irgendeinen." dann folgte sie den beiden.
Es hatte eh keinen Sinn, die beiden waren voll von Vorurteilen und egal wie freundlich sie einen Tipp gab, sie war eh die Dumme. Einfach lächeln! Das hatte man ihr im Pädagogik Studium immer gesagt.
Das war eine Zeit, wo die Leute noch nicht so voll von Hass und Vorurteilen waren.

"Also reine Information hab ich jetzt nicht darin gesehen.", er seufzte genervt. Das war das was sie gerade brauchten. Die Gemühter kochten aneinander hoch. Faszinierend, dass das noch nicht vorher passiert ist., dachte John kurz.
"Wie du bereits gesagt hast, du kennst mich nicht, ich kenn dich nicht, also lass mich mein Leben riskieren. Es ist meine Sache für wen und warum ich das tue.", er machte eine kurze Pause. "Doch wie wäre es wenn wir uns nun auf die eigentliche Sache konzentrieren."
Er wandte sich von Deyna ab, seine Gedanken nun endlich auf ihre bevorstehenden Taten gerichtet. Der raue Wind, der vom Meer kam blies durch seinen Mantel. Es war in gewisser Weise entspannend und erfrischend und doch spannten sich sein Körper langsam an. Die kühle Angst fraß sich in seine Knochen und fast schon wünschte er sich in Paros Sky geblieben zu sein. Doch er war nun hier und würde alles Versuchen Varron zu retten. Entschlossen trat er seinem Schicksal entgegen.

"Er darf ersteinmal nicht wissen, dass ihr dabei seit. Ihr müsst nachkommen und Varron rausholen. Traut sich einer von euch beiden zu ein Feuer zu legen?" fragte sie, während sie in Richtung Ziel voran schritten. Deyna konnte sich denken,was Jean wollte. Die einzige Möglichkeit ihn zu vernichten ist, ihn in stücke zu reißen und zu verbrennen. Aber das muss taktisch geplant werden.

Wieder kam dieser Alleingang, aber John ignorierte das. Er wollte nicht mit dem Streit weiter machen.
"Ich kann es machen. Aber so leicht wie bei Varron wird es wohl nicht sein" John krammte wieder in seinem Rucksack, holte währenddessen die Pistole und ein Messer heraus und suchte ein Feuerzeug und ein paar alte Shirts heraus.
"Ich werde etwas Spiritur besorgen." Damit verabschiedete er sich. Ein wenig alleine zu sein würde ihm sicher gut tun.

--> Der alte Fischerhafen

"Meine Güte! Er wird euch sonst umbringen. Er will irgendetwas von mir. VON MIR! Ihr gefährdet Varron. und euch selbst!!! Ich weiß nunmal ein bisschen mehr über die Situation von Jean bescheid." Sie hätte schreien können.

Kiara seufzte kurz.
"Varron ist anstrengender als Sei! Der verschwindet zwar ständig aber der gerät nicht ununterbrochen in Schwierigkeiten...", ging ihr genervt durch den Kopf.
Ohne auch nur einen Moment auf Deyna zu warten machte sie sich auf den Wegzum Glockenturm.
Kurz nachdem sie die Umgebung des Turmes verlassen hatte, leuchtete eine rote Säule an diesem auf, die sie jedoch nicht wahrnahm.

~~> Der alte Glockenturm

Sie kam nicht weiter.
Ihre Wut stieg in ihr auf.
Das hab ich davon, wenn man anderen Leuten immer hilft. Besonders Kiara würde sie im Moment am liebsten die kehle herausreißen.
Sie schickte über den Wind eine Nachricht an Jean.
Komm sofort zum Leuchtturm. Mit Varron. Ich will hier wieder heraus.

Ein kurzen Moment durchzuckte sie Angst.
Kiara und John! UND Varron! Sie sackte zu Boden.
Ich muss hier herraus. Sie überlegte einen Moment. Wie kann ich diesen Bann brechen?
Durchlaufen konnte sie nicht.
Sie versuchte es mit einem leichten Erdbeben- Nichts!
Jean! BITTE! Bitte tu ihnen nichts...

Deyna erschrak.
Es war der alte Mann, der ihnen geholfen hatte.
"Ich komme hier nicht weg und Kiara und John sind auf um Varron zu retten. Jean wird sie umbringen. Er ist ein meistervampir. Ich habe so Angst. ich muss ihnen helfen. Ich komme hier nicht raus. Meine Affinitäten nützen nichts. Was soll ich noch versuchen? Haben sie eine Idee? "

Ungläubig folgte sie ihm.
"Tee trinken? Ich kann jetzt nicht Tee trinken."
Was sollte das den jetzt?

Deyna schaute ihn verdutzt an.
Dann schaute sie ernst.
"Ich bin nicht wie die anderen!"
"Ich habe ein großes emotionales Empfinden im Gegensatz zu meinen Artgenossen. Ich habe selbst meine Interessen, als ich verwandelt wurde nicht abgelegt. Ich habe Pädagogik und Psychologie studiert, weil mich Menschen fazinieren. Ich ernähre mich von Tierblut.
Und ich muss sagen:. Die drei sind mir echt ans Herz gewachsen. "

"Sag mir wann?." Sie bettelte förmlich.
Dann schaute sie ihn an.
"Beantworte mir eine Frage: Ist Kiara so gefühlskalt oder will sie nicht verletzt werden?"